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Auktionsberichte
Internationale Rapp-Auktion: Nachwuchssammler entdecken Briefmarken als Geldanlage
19.06.2010 | Knisternde Spannung herrscht in dem Auktionssaal, der nach seinem Umbau wesentlich heller und moderner wirkt. Die Vergrößerungen der Prunkstücke aus der Ticino-Sammlung an den weißen Wänden geben einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Stunden folgen wird. Bald ist kein Stuhl mehr frei, die Interessenten drängeln sich in den Gängen und die Wendeltreppe hinauf zum Foyer. Nach Festrede und Alphornklängen ruft Auktionator Peter Rapp das erste Los aus der phantastischen "Ticino"-Sammlung auf. Nach rund vier Stunden sind die 400, in einem aufwendigen Sonderkatalog präsentierten Lose für 3,5 Millionen Franken verkauft worden!
290 000 Franken für drei Neuenburg-Marken
Den Auftakt der Internationalen Rapp-Auktion vom 1. bis 4. Juni kennzeichneten Höchstpreise und eine starke Medienpräsenz. Mit 2,35 bis 3,1 Millionen Franken Erlös hatte man im Vorfeld für die "Ticino"-Sammlung – diese Bezeichnung war Wunsch des Einlieferers – gerechnet. Schon die ersten Zuschläge ließen die rund 250 Gäste im Auktionssaal ahnen, dass die Erwartungen wohl übertroffen würden. Los 10, eine Zürich 4 Type V mit gut sichtbaren Unterdrucklinien und allseitig breiten Rändern, kletterte von geschätzten 15-20 000 Franken auf 34 000 Franken. Das darauffolgende Los gehörte zu den vier Prunkstücken der Altschweiz-Sammlung, die Jahrzehnte als verschollen galt. Es handelte sich um zwei Zürich 4, eine davon halbiert, als äußerst seltene Aufbrauchfrankatur zu 6 Rappen auf vollständigem Brief von Zürich nach Wettschweil. Das Startgebot betrug bereits 130 000 Franken, der Zuschlag letztlich 180 000 Franken.
Peter Rapp äußerte vor der Auktion, dass Genfer Briefmarken aus der Zeit um 1840 bis 1850 momentan gut im Kurs liegen. Der Ortsbrief mit einer waagerecht verkehrt geschnittenen Doppelgenf aus der "Ticino"-Sammlung bestätigte seine Einschätzung: Mit 50-60 000 Franken taxiert, landete er schließlich bei 110 000 Franken. Zwei rechte, senkrecht geschnittene Hälften einer Doppelgenf auf Briefstück konnten mit 120 000 (50-60 000) Franken ihren Ansatz verdoppeln. Mit Spannung wurde der Aufruf eines Faltbriefes mit zwei linken, senkrecht geschnittenen Hälften der Doppelgenf mit zentrisch aufgesetzter Genfer Rosette vom 12. September 1844 erwartet. Fünf Paare dieser Doppelgenf-Kombination sind bekannt, der vorliegende Brief ist mit Abstand das besterhaltene Exemplar. 200 000 Franken lagen bereits vor, als Peter Rapp die Versteigerung dieser Weltrarität begann. Am Schluss wurden 270 000 Franken erreicht.
Heftig gestritten wurde auch um Baseler Tauben. Von 40-50 000 auf 120 000 Franken sprang ein ungebrauchtes senkrechtes Paar der Bogenpositionen 5 und 13 mit allseitig weißen Rändern, eines von insgesamt nur sechs registrierten ungebrauchten Paaren. Mit 32 000 (10-15 000 Franken) bei mehr als dem doppelten Schätzpreis landete ein Ideal-Brief mit der derselben Marke. Im Blickpunkt dieser Sektion stand eine einzigartige Mischfrankatur einer Rayon I Hellblau mit einem waagerechten Paar der Basler Taube auf Briefstück. Dieses Stück spielte 130 000 (100-120 000 Franken) ein. Einer von nur vier Briefen mit einem Paar der Waadt 4, aufgegeben am 16. Dezember 1849 in Genf, war ein weiteres Prunkstück, das bereits mit 180 000 Franken startete. Der Hammer fiel schließlich bei 285 000 Franken. Fünf Doppelfrankaturen gibt es von der Waadt 5, davon aber nur eine als Paar auf einem Umschlag von Genf nach Champel aus der "Ticino"-Sammlung. Sie fand für 56 000 (25-30 000) Franken einen neuen Besitzer. Für den höchsten Zuschlag sorgte schließlich ein vollständiges Faltbriefchen von Genf nach Bulle im Kanton Freiburg mit drei Exemplaren der Neuenburg. Der in der Literatur vielfach erwähnte Brief galt seit der Caspary-Auktion 1956 als verschollen. Nun weiß man, dass er in der "Ticino"-Sammlung steckte. Der Käufer honorierte das Stück mit 290 000 (150-200 000) Franken, dem höchsten Zuschlag an diesem Nachmittag.
Gute Einzelstücke und Sammlungen zogen
Neben qualitativ guten Einzelstücke brachten Sammlungen am Abschlusstag der Auktion Spitzenpreise. Sehr begehrt war zum Beispiel die Sammlung "Schloss Neersen": Sie wurde für 284 000 Franken versteigert; der Startpreis für diese Sammlung lag bei 50 000 Franken. Mit der Sammlung "Schloss Neersen" versteigerte Peter Rapp "die wahrscheinlich beste Europa-Sammlung, die wir im Verlauf von rund 40 Jahren anbieten konnten. Sie umfasst fast alle europäischen Spitzenwerte." Völlig überraschend wurde auch eine Weltsammlung mit einem ursprünglich geschätzten Wert von 40 000 Franken für stolze 232 000 Franken versteigert. 220 000 (200 000 ) Franken brachte die Astrosammlung der Filmschauspielerin Beatrice Bachmann, die als größte und beste ihrer Gattung gilt.
Großer Beliebtheit erfreute sich auch die Münzenauktion, die Peter Rapp am Donnerstagnachmittag durchführte. Der gesamte Verkaufsumsatz alleine für Münzen belief sich auf über eine halbe Million Schweizer Franken – bedeutend mehr als an der letzten Auktion der Peter Rapp AG Ende 2008. Insbesondere war ein "Run" auf Goldmünzen festzustellen. Die aktuelle Marktlage veranlasst viele Investoren und Sammler wieder vermehrt dazu, vor allem Goldmünzen zu ersteigern, so Firmeninhaber Peter Rapp.
Dabei hat es sich als richtige Entscheidung erwiesen, auf das Internet als zusätzliche Auktionsplattform zu setzen. Im Herbst 2008, bei der letzten Großauktion, konnten die Kunden erstmals via Internet live an der Versteigerung teilnehmen. Wenn der Saal gegen das Internet bietet (oder umgekehrt), laufen alle Gebote in Echtzeit ab. So kann man bequem vom heimischen Computer aus die Auktion auf dem Bildschirm verfolgen und eingreifen, wenn man möchte. Die neue Technik, die ein Verfolgen des aktuellen Auktionsgeschehens auch über die zahlreichen Bildschirme in anderen Räumen des Hauses ermöglicht, nehmen mittlerweile einige hundert Bieter in Anspruch. Darunter sind auch Nachwuchssammler ab 35 Jahren aus wohlhabenden Kreisen, die die Briefmarke als "trendy" Geldanlage entdeckt haben. Es ist genau die Mischung aus moderner Technik und prickelnder Spannung, die die jüngeren Sammler über das Internet ins Auktionsgeschehen eingreifen lässt. Nicht wenige Nachwuchssammler kommen so auch durch die ältere Generation zum Briefmarkensammeln: Während sie zunächst im Auftrag ihrer Väter oder Großväter die begehrten Stücke via Internet ersteigerten, packt sie nun selbst das Jagdfieber und die Passion zur Briefmarke.
Peter Rapp übergibt Leitung seiner Tochter
Der Auftakt der Jubiläumsauktion am 1. Juni mit der Auflösung der "Ticino“-Sammlung und das 40-jährige Firmenjubiläum wurden mit einem großen Festabend gefeiert, an dem 300 Gäste aus Philatelie, Politik und Wirtschaft teilnahmen. Dieser Festabend, zu dem jeder Kunde (!) eingeladen war und der sich aufgrund des großen Zuspruchs auf ein Festzelt und weitere Räumlichkeiten im Auktionshaus verteilte, zeigte einmal mehr, was die Rapp-Auktionen so attraktiv macht: das Stelldichein hunderter Briefmarkensammler, Auktionatoren, Händler und Investoren aus der ganzen Welt. Nach einem Champagnerempfang zu modern-traditionellen Alphornklängen genossen alle das reichhaltige Barbecue und plauderten angeregt über Stunden mit ihren Tischnachbarn. Während des Abends verblüffte Magier Dan White das Publikum immer wieder aufs Neue mit Zaubertricks. Wie von Geisterhand ließ er Gegenstände entflammen, verwandelte 20er-Noten in 200er-Noten direkt vor den Augen der staunenden Gäste und riet blind, welche Briefmarken sie in ihren Händen verbargen. Die Präsentation der Jubiläums-Festschrift machte der Magier zu einer verblüffenden "Champagner-Show": Er leerte ein Glas Champagner in die Festschrift hinein; diese aber blieb trocken, und der Champagner verschwand im Nichts, um gleich darauf aus der Festschrift wieder ins Glas zurückzufließen. Die Gäste erhielten anschließend aus den Händen der Rapp-Mitarbeiter ein persönliches Exemplar der Festschrift.
Mit einem Nettoumsatz von 13,5 Millionen Franken wurden die Erwartungen übertroffen. Peter Rapp kündigte an, nach 40 Jahren mit über 470 Millionen Franken Umsatz ins 2. Glied zurückzutreten und die Leitung des Auktionshauses seiner Tochter Marianne Rapp Ohmann, die schon für die kaufmännischen Geschicke verantwortlich ist, zu übergeben.
Internet:
Bildbeschreibung: Auch so etwas gibt es bei Rapp: Bund MiNr. 1774 mit Verzähnung um 7 mm nach unten. Dadurch befindet sich ein Teil des Randzudrucks auf der Marke. Die markante Variante spielte 700 (400-500) Franken ein.
» www.rapp-auktionen.ch
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