„Das Pferd“ – mehr als nur eine Motivsammlung

Mit 2500 Euro startet auf der 236. Rauhut-&-Kruschel-Auktion diese schöne diagonale Halbierung der Braunschweig MiNr. 7 a auf Brief mit Inhalt von Halle an der Weser nach Holzminden.

Mülheim/Ruhr Rund 10 000 Lose aus al­ler Welt erwarten die Interessenten auf der 236. Rauhut-&-Kruschel-Auktion am 17. und 18. Oktober 2025, dabei wie immer ein starker Altdeutschlandteil mit einem bemerkenswerten Angebot fast aller Altdeutschen Staaten. Hinzu kommen Deutschland ab 1872 mit Nebengebieten, wie immer sehr reichhaltig, und Europa u. a. mit der Auf­lösung einer klassischen Frankreich-Samm­lung ab Vorphila mit seltenen Stücken. Der Sammlungsteil bietet einen besonders starken und hochwertigen Teil unberührter Brief­marken-Nachlässe, -Sammlungen und Münz- Partien sowie die Auflösung des wohl größten existierenden Bestandes „Böhmen und Mähren“.

In einem separaten Sonderkatalog kommt die wahrscheinlich größte existierende „Pfer­de“-Motiv-Sammlung mit einer Viel­zahl seltener Marken und Belege aus aller Welt un­- ter den Hammer. Auktionator Ha­rald Rauhut schreibt dazu im Vorwort des Kataloges:

„Ich persönlich gebe zu, dass mir der Zugang zu einer Mo­tivsammlung schwerfällt. Ich erinnere mich an die beliebten Kaufhaus-Massenpa­ckun­gen, die ich als Schüler in den 70er Jahren gekauft habe, und die zu großen Teilen gefüllt waren mit Mo­tivmarken ir­gendwelcher Ostblockstaaten, Scheichtümer oder an­derer exotischer Länder. Diese Mar­ken waren zwar schön anzusehen, aber philatelistisch für mich völlig uninteressant. Für mich bestand die Faszination der Philatelie immer im Eintauchen in die Geschichte eines Landes – kulturell, wirtschaftlich und politisch. Das sehe ich auch heute noch so, anderenfalls gäbe es keinen Grund, Briefmarken mit fragwürdigen und problematischen Moti­ven, z. B. aus der Zeit des ‚Dritten Reiches‘, zu sammeln oder anzubieten.

Ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Postgeschichte und allgemeiner Historie sind die alten Postreiter-Routen-Karten. Legen Sie die für die damaligen Postreiter bestimmten Karten aus dem 18. Jahr­hun­dert auf heutigen Straßenkarten, werden Sie überrascht sein, wie viele Bundes- und Landstraßen sowie heutige Autobah­nen deckungsgleich sind mit den Routen, die die Postreiter vor 250 Jahren für die Be­förderung von Briefen und die Postkut­schen für den Transport von Paketen (deswegen auch ‚Fahrpost‘) und Menschen verwandt haben – der allergrößte Teil!

Hier schließt sich der Kreis zur vorliegenden Motivsammlung, die sicherlich keine im her­kömmlichen Sinne ist und die alle meine Vorurteile hinsichtlich von Motivsamm­lun­gen ausgeräumt hat. Mit Ausnahme der bekannten und wirtschaftlich bedeutenden Pferde-Ausgabe aus China enthält das vorliegenden Angebot keine Briefmarke, bei der das ‚Pferde‘-Motiv allein aus kommerziellen Gründen für den Motivsamm­ler­markt Anlass für die Ausgabe der Briefmarke gewesen ist. Vielmehr ist das Thema ‚Pferd‘, dieses als bedeutender Bestandteil der Ge­schichte der Postbeförderung, bei der vorliegenden Sammlung eingebettet in den historischen Kontext und lediglich sogenannter ‚Beifang‘, wie beispielsweise bei den Ausgaben mit dem Motiv ‚Bran­den­burger Tor‘, bei dem die Quadriga eben, wie der Name schon sagt, aus vier Pferden besteht. Noch deutlicher wird der posthistorische Bezug bei den Pony-Ex­press-Be­legen.

Die Sammlung wurde hauptsächlich in den 1970er und 80er Jahren aufgebaut. Be­merkenswert ist, dass der Sammler auch damals schon großen Wert auf fachkundige Prüfung und zusätzliche neutrale Begut­achtung legte. Der umfangreiche Schrift­verkehr mit den wichtigen gebietskundigen Philatelisten der damaligen Zeit, z. B. Z. Mikulski und E. Ludin, belegt dies. Ein wichtiger Zulieferer und Geschäftspartner war zudem der kürzlich verstorbene Wolfgang Jakubek, von dem der größte Teil der Pro­bedrucke und Essays des ‚3. Reiches‘ stammen. Dies erklärt im Übrigen auch, warum in der kürzlich versteigerten Essay-Samm­lung aus dieser Zeit die Bereiche ‚Blaues Band‘, ‚Braunes Band‘ und sonstige Ausga­ben mit Pferde-Motiven kaum vertreten waren. Diese hatte der Sammler zwischen 1975 und 1982 direkt von Wolfgang Jaku­bek erworben.“

Internet: www.rauhut-auktion.de