200. Rauhut-&-Kruschel-Auktion: Großes Einzellos-Angebot in fünf Sonderkatalogen

Österreich-Rarität: Zei­tungsmarke „Zinnober Merkur“ (60 000 Euro).

200 Versteigerungen in der Briefmarkenbranche ist ein nicht alltägliches Jubiläum. Der Mülheimer Auktionator Harald Rauhut feiert es vom 17. bis 19. September 2020 im großen Stil: Noch nie hat er so viele Lose erhalten wie zu seiner Jubiläumsauktion. Unter den Hammer kommen ca. 10 000 Einzel- und 4000 Sammellose (Nachlässe, Sammlungen etc.) mit einem Schätzwert von rund 3,5 Millionen Euro. Obwohl Rauhut für sein zügiges Versteigerungstempo bekannt ist, musste er ob des großen Angebotes ausnahmsweise um einen auf drei Tage aufstocken. Die Ju­biläumsauktion verspricht ein weiterer Höhepunkt in seiner mehr als 40-jährigen Karriere zu werden.

Schwerpunkt Altdeutschland

Dabei war der Anfang sehr bescheiden. Am 22. Oktober 1988 hielt Harald Rau­hut, der 1974 durch einen Arm­bruch eher unplanmäßig zum Brief­marken­sam­meln kam, seine erste Ver­steige­rung als Fernauktion mit 530 Losen und einem Durchschnitts­ausruf von 30 DM ab. Der Erlös diente der Mitfinanzierung des Studiums. 1990 folgten die erste öffentliche Auktion und der Umzug in neue Bü­roräume. Ein Jahr später konnte er das erste bemerkenswerte Ergeb­nis erzielen: 35 000 DM plus Aufgeld für einen Brief mit dem Lübeck-Fehl­druck. Die deutsche Klassik kristallisierte sich in der Folgezeit als Schwerpunkt her­aus. Im Dezember 1993 veranstaltete Rauhut eine Spezialauktion „Alt­deut­sche Staaten“, zu der es einen komplett vierfarbigen Katalog gab, was damals noch eine Besonderheit war. Spezial­sammlungen von Altdeutschland, z. B. 1994 eine bedeutende mit Hannover-Briefen oder 1996 eine von Schleswig-Holstein, wurden ihm nun immer häufiger überlassen. Die Umsätze und auch die Zahl der Mitarbeiter stiegen. Neue Büroräume mussten her und wurden mit einer alten Farbrikanten-Villa in verkehrsmäßig idealer Lage gefunden. Die neuen Räum­lichkeiten gaben weiteren Auf­schwung, so dass sich der Umsatz von 1999 bis 2005 auf 4,9 Mil­lionen Eu­ro verdoppelte. In jenem Jahr wurden die Ka­taloge auf Großformat und Farbe um­gestellt, ein weiterer Quali­täts­sprung. Span­nen­de Ein­lieferungen verliehen der Arbeit den notwendigen Spaß. Dazu ge­hörte ein Bün­del abgelöster Brust­schildmarken der Wert­stufen zu 2 1⁄2 und 5 Groschen, eine damalige Reso­zia­lisierungsarbeit im Gefängnis. Die Aufarbeitung schien zunächst eher eine Strafe zu sein, doch sie lohnte sich für alle Beteiligten. Neben fünf „Elbin­ger Postfälschungen“ fanden Rauhut und sein Team noch zahlreiche Platten­feh­ler. Im August 2006 führte Rauhut seine 100. Auktion durch. 2012 übernahm er die Warenbestände, die Kun­den und die Vergleichssamm­lun­gen des alteingesessenen Berliner Tradi­tions­hau­ses Kruschel und firmiert seitdem unter „Rauhut & Kru­schel“. Pro­minen­te Einlieferungen gab es im Laufe der Jahre etliche, etwa die Ber­gedorf-Samm­lung des CDU-Bundes­tags­abgeordne­ten Prof. Dr. Karl-Heinz Horn­hues, des renommierten Briefmar­kenge­schäftes Eugen Peinelt oder des früheren Bun­des-Wirtschafts­ministers Werner Müller. Rauhut begann schon früh, philatelistische Literatur zu sammeln. Heute um­fasst die hauseigene Bibliothek etliche Räume und ein ganzes Dachgeschoss. 2011 wurde erstmals der „Rauhut-Li­teratur-Preis“ vergeben, mit dem jährlich bis zu zwei Arbeitsgemeinschaften im BDPh e. V. geehrt wurden und der seit 2018 im Rahmen eines Literatur­wett­bewerbes verliehen wird.

Sonderkataloge im Überblick

Zum Jubiläum gibt es ein umfangreiches Einzellos-Angebot, das sich auf fünf Kataloge verteilt:

1. Katalog: Auf­lö­sung einer Ös­ter­reich-Klassik-Samm­lung, in der die Vielfalt der Farben und Druck­beson­der­hei­ten dominiert. Der Sammler hat keinen Aufwand ge­scheut, in den vergangenen 40 Jah­ren seine „besonderen“ Stücke auf Auk­tionen und im Handel zu erwerben. In der Summe kamen so annähernd 5000 Einzellose zusammen, die nun als Einzellose sowie in kleineren Lots zum Ausruf kommen. Erwähnenswert ist vor allem die überdurchschnittliche Quali­tät der kleinen und großen Kostbar­kei­ten, die zu rund 99% einwandfrei sind, oft darüber hinausgehend Kabinett- oder Luxusstücke mit aktuellen Befun­den/Attesten. Ein Orts-Index nach Los-Nummern zu Beginn des Kataloges gibt bereits eine Über­sicht über die Viel­falt, vor allem jedoch über den beeindruckenden Umfang der Sammlung, die für deutsche Verhält­nisse das wohl umfangreichste Ange­bot dieser Art seit Jahren darstellt.

2. Katalog: Mecklenburg-Schwerin – ei­ne seit Jahrzehnten unberührte Samm­lung, die letzten Käufe resultieren noch aus den 1990er Jahren. Dabei sind viele seltene Stempel und Fran­katuren, sicherlich das umfangreichste Angebot seit Jahrzehnten mit rund 400 Losen. Da der Sammler auch noch Finnland pflegte, findet sich ebenfalls eine interessante Finnland-Offerte in diesem Ka­talog.

3. Katalog: Feld-/Insel- und KZ-Post sowie Frankaturen Nachkriegsdeutsch­land. Rund 900 Lose mit vielen seltenen Frankaturen, u. a. gute Mehrfach-Frankaturen und viele Bogenecken.

4. und 5. Katalog: Einzelstücke aus aller Welt. Schwerpunkte sind hier beispielsweise Baden, Braunschweig, Han­nover, NDP, Preußen, Württemberg und die Deutschen Kolonien jeweils mit der Auf­lösung umfangreicher Spezial­samm­lun­gen.

Internet: www.rauhut-auktion.de