67. Hadersbeck-Auktion: Alter Kolonial-Bogenbestand wird aufgelöst

Kompletter Bogen des Höchstwertes zu 2 1⁄2 Dollar der letzten Freimarkenserie von Kiautschou. Die MiNr. 37 II A weist zudem noch den seltenen Plattenfehler I „‚Wolke‘ (Retusche) zwischen den Hal­teseilen des vorderen Mastes“ auf, der auf den Feldern 6 und 8 vorkommt.

Originalbogen der begehrten Mark- bzw. Dollar-Werte der Deutschen Ko­lonien sieht man immer mal wieder im Handel oder auf Auktionen. Aber einen Bestand von über 90 Bogen, dazu noch Bogenteile und kleinere Einheiten, auflösen zu können, stellt eine Sternstunde in der Kar­riere eines Briefmar­kenversteigerers dar. Auf der 67. Hadersbeck-Auk­tion vom 28 bis 30. Oktober 2020 kommt der gesamte Posten unter den Ham­mer. Der relativ günstige Ansatz der Ware dürfte noch viel Raum für die Steigerungs­fantasien interessierter Bieter lassen.

Seit Jahrzehnten aufbewahrt

Als Thomas Wickboldt, Geschäftsführer der seit Jahrzehnten bestehenden Ber­liner Firma Hadersbeck Auktionen, zu­sammen mit seinem Sohn zu einer Be­sichtigung in eine Vorstadt gerufen wur­de, schien es ein Termin wie viele andere zu werden. Der An­rufer hatte am Telefon von zwei Koffern mit vielen Briefmarken erzählt, darunter auch kompletten Bogen. Die Datierung der Kof­fer auf die Zeit vor dem Zweiten Welt­krieg klang interessant, war aber kein Garant für eine hochwertige Einliefe­rung, wenn man an die vielen postfrischen Bogen aus der Inflationszeit denkt, der immer noch kursieren. Vor Ort eingetroffen, offenbarte der Inhalt des ersten Koffers zwar keine Massen­ware, aber eben auch keine, für die sprunghafte Steigerungen zu erwarten gewesen wären. Der zweite Koffer hatte es allerdings in sich! In ihm be­fanden sich über 90 Bogen der Mark-bzw. Dollar-Werte aus verschiedenen Deutschen Kolonien, angefangen bei den Auslandspostämtern in China und Marokko über die Kolo­nialgebiete in der Südsee bis hin zu Afrika, beispielsweise Kamerun, Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Süd­westafrika. Zwei Bogen­taschen wiesen auf den Ursprung des Materials: Es stammt aus öffentlichen Versteigerun­gen der Markenver­wer­tungsstelle des Reichspostminis­teriums, die zwischen 1919 und 1924 stattfanden. Damals kamen die Rest­bestände der Marken der Deutschen Kolonien, die nach den Bestimmungen des Ver­sailler Vertrages abgetreten werden muss­ten, unter den Hammer. Eine der Bo­gentaschen gab auch Auskunft über den Erstbesitzer: Es war der Plauer Brief­markenhändler Robert Zöbisch. Nicht mehr nachvollziehen ließ sich allerdings, wie und ggf. über welche Um­wege die Bogen zu dem Un­termieter ka­men, von dem der Ein­lieferer sie vererbt bekommen hat.

Letztlich ist das auch nicht so wichtig, denn an der Echtheit der Kolonial-Bo­gen bestehen keine Zweifel. Auch der abgebildete 20er-Bogen der Kiau­tschou MiNr. 37 II A PF I wird von einem neuen Attest von BPP-Verbandsprüfer Michael Jäschke-Lantelme begleitet. Thomas Wickboldt hat die Bogen, Bo­genteile und Einheiten mit rund 20 bis 25 Prozent der aktuellen MICHEL-No­tierung angesetzt. Bei der Beliebt­heit der Mark- bzw. Dollar-Werte der Deut­schen Kolonien sind gute Steige­rungen und eine hohe Verkaufsquote vorprogrammiert – zumal wenn es sich um frisches, seit Jahrzehnten dem Markt vorenthaltenes Material handelt.

Internet: www.hadersbeck-auktionen.com