69. Hadersbeck-Auktion: Konkurrenz zur Reichspost

Einzig bekannter Einschreibebrief mit Marken des Spandau Cou­rier vom 22. April 1898.

Neben den üblichen ca. 5000 Positionen mit Briefmarken, Münzen, Me­daillen, Orden, Ansichtskarten und weiteren Sammelgebieten, die teils als hochwertige Einzellose und oft auch als sehr reichhaltige Sam­mel­posten zu günstigen Startpreisen offeriert werden, bringt die 69. Ha­dersbeck-Auktion vom 13. bis 16. April 2021 noch einen Sonder­katalog in hochwertiger Ausführung. Er beinhaltet im Wesentlichen die Auf­lö­sung einer alten Privatpostsammlung mit Schwerpunkt „Berlin“ und seinen verschiedenen Unternehmen. Aufgeteilt in fast 300 Lose, sind neben der großen „Packetfahrt“ auch alle anderen Anstalten der Hauptstadt vertreten.

Schwerpunkt auf Belegen

Die Konkurrenzunternehmen zur Deut­schen Reichspost, die oft genauso ef­fektiv und meist kostengünstiger arbeiteten – die „Packetfahrt“ wickelte in Ber­lin um 1900 sechzig Prozent des Ortsbriefverkehrs ab – und auch deshalb laut Gesetz zum 31. März 1900 ihre Tätigkeit einstellen mussten, wurden von vielen Sammlern früher stiefmütterlich und als nicht sammelwürdig betrachtet. Große Philatelisten hingegen trugen schon früher zur Publi­ka­tion und Katalogisierung bei. Beispiel­haft genannt seien Georg Glasewald und Carl Schmidt. Dass sich auch schon zum Ende des vorletzten Jahr­hun­derts bekannte Philatelisten, Ver­eine und Händler dieser Unternehmen bedienten, zeigen unter anderem enthaltene Belege, die Adressen oder Absender von Lindenberg, Kalkhoff, Schwane­ber­ger, Schlesinger und anderen tragen.
Neben einem kleinen, aber feinen Mar­kenteil lag das Augenmerk des Samm­lers auf kompletten Belegen und Ganz­sachen. Ohne Über­treibung kann man wohl sagen, dass dieses Gebiet in der Fülle von Selten­hei­ten, Unikaten und etlichen Neuent­deckun­gen an For­mularen wohl seit Jahrzehnten nicht so reichhaltig angeboten wurde und wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren nicht mehr so gebündelt am Markt sein wird. Al­lein schon die Men­ge und Qua­lität der Glückwunsch­umschläge mit den dekorativen Ein­lagen, Geld- und Paket­be­gleitscheine, Privatganzsachen und an­deren postalischen Dokumenten findet man sonst nur in einzelnen Exempla­ren. Sehr seltene Stücke sind auch die kompletten Brief­umschläge der „Ei­genen Briefbe­för­derung der Allge­mei­nen Fleischer­zei­tung“ oder die frankierten Paket­be­gleitkarten des „Stadt-Güter-Ver­kehr Berlin“, der in den letzten Kriegsmo­naten unter anderem den Güter­trans­port mit Straßen­bahnen und An­hän­gern in der Haupt­stadt aufrechtzuerhalten versuchte. Neben diesem starken Teil der Unternehmen der Haupt­stadt (da­rum der Samm­lungs­titel „Ber­lin“) sind noch über 120 Lose von An­stalten aus ganz Deutschland vertreten, oft auch mit seltenen und ungewöhnlichen Stücken.

Der hochwertige und reich bebilderte Sonderkatalog, der gegen eine Schutz­gebühr von 15 Euro einschließlich Por­to (Paketversand) ab­gegeben wird, do­kumentiert diese einmalige Kollekti­on und sollte in keiner philatelistischen Bib­liothek fehlen.

Internet: www.hadersbeck-auktionen.com