Spitzenpreise für Deutsche Kolonien!

Sprang von 500 auf 3100 Euro: Türkei MiNr. 36 I mit verschobenem Aufdruck.

Aachen Auch im Schatten der Roten Mau­ritius gelang dem Aachener Auktionshaus AIX-PHILA ein großer Wurf mit der Online-Versteigerung des ersten Teils einer großen Kolonialsammlung am 26. Juni 2021, die die Auslandspostämter und Kiautschou um­fasste. 606 Lose von 10 bis 25 000 Euro kamen unter den Hammer, alle – bis auf zwei zurückgezogene Positionen – wurden zu­geschlagen, wobei fast keine Marke bei ihrem Startpreis stehen blieb. Schon die schriftlichen Gebote ließen erahnen, wohin die Reise gehen würde. Livebieter aus aller Welt hatten sich angemeldet und ließen die­se Auktion zu einem wahren philatelistischen Fest werden.

Nachfolgend seien beispielhaft einige Re­sul­tate genannt: China mit der Vorläu­fermarke 2 Mark (MiNr. 37 f) und Stempel SHANHAIKUNAN schoss von 50 auf 1000 Euro, ein doppelter Handstempelaufdruck auf einer 5 Pf Germania postfrisch stieg von 1000 auf 3500 Euro, ein Feldpostbrief nach Leipzig mit Stempel PAOTINGFU aus der Zeit der Petschiliunruhen erzielte 3100 (500) Euro, und die 5 Mark Kaiserjacht aus Kiautschou, ebenfalls mit Feldpoststempel, verdoppelte ihren Ausruf von 1500 Euro. Die unverausgabte Serie Deutsches Reich von 1905 mit Aufdruck in lateinischen Buchstaben (Mi­Nrn. VIII a-n) einschließlich der 3 Pf mit Plat­tenfehler DFUTSCHES wurde mit 4700 (2000) Euro zugeschlagen. Ein gleichartiger Satz von Marokko erzielte nach 2000 Euro Ausruf genau das Doppelte. Sehr gefragt waren die Vorläuferausgaben Türkei mit den Marken des Norddeutschen Postbezirks. Hier wurde zum Beispiel ein Brief von CONSTANTINOPEL nach London von 250 auf 3700 Euro hoch katapultiert, ein weiterer Brief mit der 2 M (MiNr. 37 f) als Ein­zel­frankatur von Beirut nach Leipzig kam auf 3000 Euro und verzwölffachte so seinen Aus­ruf. Auch Abarten und Besonder­heiten waren gefragt. Die MiNr. 36 I, 5 Pf Ger­mania im waagerechten Paar mit verschobenem Aufdruck, wurde mit 500 Euro ausgerufen und endete bei 3100 Euro.

Obwohl bis dahin bereits eine Fülle von Spitzenpreisen erzielt werden konnte, toppten die Ausgaben von Kiautschou all dies noch beträchtlich, vielleicht auch deshalb, weil sich einige chinesische Bieter zusätzlich an der Auktion beteiligten. Los 451, eine 2 Mark (MiNr. 37 e) mit seltenem Feldpost­stempel No1 aus KAUMI wurde mit 300 Euro ins Rennen geschickt, minutenlanges Bieten und schließlich 6600 Euro Zuschlag! Dieselbe Summe erzielte die sehr rare 3 Pf mit diagonalem Aufdruck CHINA (MiNr. V 1I). Das furiose Finale war die Versteigerung von etlichen Dutzend Auf­druckmarken der 1. und 2. TSINGTAU-Pro­visorien in allen Varianten. Ein senkrechtes Bedarfspaar der MiNr. 1 Ie mit nur einem kurzen Blaustrich kam auf 4500 (2500) Euro, ein 10er-Block der MiNr. 1 IDDF mit doppeltem Wertauf­druck kletterte von 1000 auf 2700, Euro und die Aufdruckmarke MiNr. 2 (2. Tsing­tau-Ausgabe) von 1200 auf 3800 Euro. Da­nach kamen alle sechs Raritäten an die Rei­he, alle mit Besonder­heiten der 2. Tsingtau-Ausgabe, wobei die Resultate durchweg klar im fünfstelligen Bereich lagen: MiNr. 3, Aus­ruf 10 000 Euro, Zuschlag 30 500 Euro; Mi­Nr. 3 DD, Ausruf 20 000 Euro, Zuschlag 31 500 Euro; MiNr. SZd 2+3 gleich zweimal, Ausruf je 20 000 Euro, Zuschlag 37 000 bzw. 37 500 Euro; MiNr. 4 DD3 im Paar mit Fehldruck „fP“, Ausruf 20 000 Euro, Zu­schlag 26 000 Euro. Das Titelstück, ein Brief mit zwei Aufdruck­marken der 2. Tsingtau-Ausgabe, aber mit steilem Aufdruck, spielte die verlangten 25 000 Euro ein. Die Be­liebtheit dieses Ge­bietes wurde noch deutlich dadurch unterstrichen, dass als letztes Los eine Restsamm­lung den Startpreis von 3000 auf immerhin 16 500 Euro vervielfachen konnte.

So fiel die Gesamtbilanz dieser denkwürdigen Auktion für alle Beteiligten überaus er­freulich aus, konnte sich doch der Ge­samt-Ausruf von etwa 270 000 Euro mehr als verdoppeln! Ebenfalls steigt sicher schon jetzt die Vorfreude auf den 2. Teil dieser Samm­lung, kommen dort doch ebenfalls zahlreiche Raritäten nicht nur aus der deutschen Zeit, sondern auch aus der Epoche der britischen und französischen Besetzung unter den Hammer.

Internet: www.aixphila.de