Tabubruch in Bonn!

Nun hat es auch die Deutsche Post ge­macht! Was im Ausagabeprogramm mit „Spielfi­gu­ren“ recht harmlos klingt, entpuppt sich als Werbung für die Playmobil-Figuren der Zirn­dorfer Horst Brandstätter Holding. Das ist nichts Neues. Die Öster­reichische und die Spa­nische Post machen das seit Jahren. In Italien ist die Unternehmens­wer­bung gar ein we­sentlicher Bestandteil des Ausgabepro­gramms. Aber in Deutsch­land war das bisher ein Tabu, eine eherne Regel. Wirklich überraschen kann die Marke nicht, wenn man sich die intensive Werbung für die Su­per­helden aus dem Marvel-Universum an­sieht. Den Disney-Konzern wird das sic­her­lich freuen. Playmobil, Superhelden oder Popstars sind ein Beleg dafür, wie die beiden Programm­teile, die das BMF und die Deut­sche Post verantworten, immer weiter auseinanderdriften. Es fehlt die ordnende Hand, die beispielsweise die Wieder­holung des Mo­tives „Brandenburger Tor“ innerhalb von zwei Monaten sicher verhindert hätte. Das seit Mitte letzten Jahres führungslose Post­wert­zeichenreferat im BMF – immerhin noch der Herausgeber bundesdeutscher Marken – kann oder will dem Treiben in Bonn nicht Einhalt ge­bieten. Was kommt als nächstes? Werbung für Lego („Bausteine“), Märklin („Eisenbah­nen“) oder Barbie („Pup­pen“)? Das Aus­ga­beprogramm wendet sich immer mehr an Gelegenheitskäufer, weil der klassische Abon­nent ausstirbt. Neu ist auch das nicht, wenn man zum Beispiel nach Frank­reich, Großbritannien oder die USA blickt, wo das seit vielen Jahren praktiziert wird. Ob dies allerdings die richtige Weg ist, um das Briefmar­kenhobby am Leben zu halten, er­scheint sehr zweifelhaft, weil man die Kern­klientel regelmäßig vor den Kopf stößt.

Jan Billion