57. Christoph-Gärtner-Auktion: Beeindruckende Einheiten von der ersten Briefmarke der Welt

Startet mit 100 000 Euro: eine der größen be­kannten ungebrauchten Einheiten der „Penny Black“ von Großbritannien.

In der Woche vom 16. bis 20. Oktober 2023 findet die 57. Christoph-Gärtner-Auktion am Firmensitz in Bietigheim-Bissingen statt. Zu den Blickfängen gehören seltene Einheiten der ersten Briefmarke der Welt, der „Penny Black“ von 1840. Neben „Klassikern“ warten aber auch viele Briefmarken und Belege der Semi-Klassik und Moderne auf neue Lieb­haber. Zu den Schwerpunkten gehört neben den deutschen Sammelge­bieten die asiatische Philatelie.

Ausgefallene Stücke aus deutschen Gebieten

Den Auftakt machen am 16. Oktober 2023 die Münzen und Banknoten, die über biddr.com online live versteigert werden. Ein erster philatelistischer Hö­hepunkt sind am folgenden Tag die Ein­zellose aus den Bereichen Asien, Über­see und Europa. Daraus hervorzuheben sind Einheiten der „Penny Black“ aus der legendären Kollektion „Lord Stein­berg“. Topstück ist ein ungebrauchter 9er-Block von Platte 4 mit fast vollständigem Originalgummi. Es handelt sich um eine der größten bekannten ungebrauchten Einheiten dieser Marke, die dementsprechend mit 100 000 Euro an­gesetzt ist. Ein ungebrauchter 6er-Block von Platte 8 mit Bogenrand oben und Teil der Randinschrift startet mit 80 000 Euro. Beachtung verdient außerdem ein ungebrauchter 9er-Block von Platte 8 mit fast vollständigem Originalgummi. Es handelt sich wahrscheinlich um die größte bekannte ungebrauchte Ein­hei­ten dieser Marke von Platte 8 in Pri­vathand (60 000 Euro). Ein ungebrauch-­ ter 4er-Block von Platte 2 mit Bogen­rand links und Teil der Randinschrift geht mit 40 000 Euro ins Rennen. Zu den großen Raritäten der Philatelie Ar­meniens gehört die halbamtliche Wohl­fahrtsausgabe „Philatelie für Kinder“ mit verschiedenfarbigem Aufdruck auf zehn Marken der Sowjet­union, postfrisch bzw. ungebraucht. Diese Ausga­be war gedacht zugunsten heimatloser Kinder, konnte aber durch widrige Umstände nur an einem Tag (25. April 1929) verkauft werden. Es existieren nur noch sehr wenige dieser Marken (20 000 Euro). Eine interessante Ge­schichte haben auch die Nairobi-Bogen der Britischen Militärpost im Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich um vier komplette Bogen zu je 60 Marken von Großbritannien (1 P., 2 P., 2 1⁄2 P. und 3 P.) mit Aufdruck „M.E.F.“, der in Nai­ro­bi produziert wurde. Die Bogen wurden mit dem Flugzeug nach Asmara (Eritrea) gebracht, wobei aus Gewichts­gründen die Bogenränder abgetrennt wurden. Die hier offerierten Bogen ha­ben sogar noch einen Bogen­rand un­ten! Ein Merkmal des Nairobi-Aufdru­ckes ist die Verwendung unterschiedlicher Punkte nach den Lettern, dabei findet man quadratische Punkte in den Reihen 2, 3 und 7, während alle anderen Marken runde Punkte aufweisen. Von diesen vier Werten sind nur jeweils zwei komplette Bo­gen be­kannt, und die bei Gärtner an­gebotenen Bogen mit Rand unten sind einzigartig. Der Aus­ruf beträgt 12 000 Euro.

Am 18. Oktober kom­men die Einzellose aus den deut­schen Gebieten unter den Ham­mer. Zu den Höhe­punkten zählt ein kompletter Bo­gen der 10 Pf Ger­ma­nia in dunkelrot „Ober. Ost“ der Be­setzungsaus­gaben des Ersten Weltkrie­ges (50 000 Euro). Bei den Markenheftchen der Bundesrepublik werden etliche seltene und seltenste Ver­suchs­heftchen versteigert, so zum Bei­spiel die MiNr. 6 cd von 1960, Heuss I, Erstauflage mit fluoreszierendem Pa­pier. Aus der Horst-Müller-Sammlung „Deutsches Reich – Privatpost“ werden zahlreiche Unikate und Raritäten angeboten. Seltene Marken aus den altdeutschen Staaten, dabei insbesondere Württemberg und Baden, Postge­schich­te aus Bayern an der Grenze zur „Social Philately“ sowie etliche Unikate aus den deutschen Besetzungen beider Welt­krie­ge versprechen einen spannenden Auk­tionstag. Erwähnung verdienen eine seltene, portogerechte Einzelfrankatur der 18 Kr. orangegelb von Württem­berg auf Brief nach England via Belgien (1000 Euro) und eine Vier-Farben-Fran­katur von Bayern nach Kalkutta (1500 Euro). Von der Britischen Beset­zung der Deutschen Kolonien Marshall-Inseln kommt eine Marke zu 5 Mark in Type I mit doppeltem Aufdruck „G.R.I. 5s.“, wobei ein Auf­druck kopfstehend angebracht wurde, mit Bogenrand oben (dort Passerkreuz) auf Briefstück zum Verkauf (5000 Euro). Bei den deutschen Besetzungsaus­gaben für Pleskau/Russ­land während des Zweiten Weltkrieges findet sich eine Blockausgabe „Rotes Kreuz“ mit rotem und braunem Kreuz oben auf Wasserzeichenpapier in postfrischer Erhaltung. In dieser Form sind bislang nur drei Exemplare bekannt (2000 Euro).

Mit mehr als 4500 Sammlungen steht einem spannenden Auktionsabschluss nichts im Wege. Am 20. Oktober, wenn etliche hundert unberührte Nachlässe auf der Agenda stehen, wird man si­cherlich zahlreiche Bietergefechte im Auktionssaal beobachten können.

Internet: www.auktionen-gaertner.de bzw. www.cg-collectors-world.de