66. Aix-Phila-Auktion: Altbaden in seltener Breite

Für 5000 Euro zu ha­ben: schönes Exemplar des Stockach-Proviso­ri­ums.

Ein Blickfang der 66. Versteigerung des Aachener Auktionshauses Aix-Phila ist die Auflösung einer Altbaden-Sammlung in knapp 700 Lose, die am 12. Juni 2020 unter den Hammer kommen. Es handelt sich um eine in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaute Kol­lektion, die fast 40 Jahre auf ihren Verkauf gewartet hat. Zusam­men­getragen wurde sie von einem sachkundigen Sammler, der nur gestempelte Einzelstücke, Briefstücke oder Briefe aufgenommen hat. Vertreten ist praktisch jede Katalognummer in einer Breite, die man nur selten findet, und zu Preisen, zu denen für jedes Portemonnaie etwas dabei ist.

Qualitätsbewusst gesammelt

Alt-Baden ist ein durchaus an­spruchsvolles Sam­melgebiet, zu­mindest dann, wenn man fehlerfreie Marken sucht. Schaut man in den MI­CHEL-Deutsch­land- Spezial-Ka­talog, stellt man fest, dass einwandfreie Stücke bei den ersten Aus­gaben nicht die Regel sind. Die Preise für die ers­te Serie (MiNrn. 1-4) gelten für Stücke, die an höchstens zwei Stellen leicht be­rührt sind. Bei der Ausgabe Mi­Nrn. 9-12 sind leichte Zahn­feh­ler und leichte Dezentrie­run­gen üblich. Auch bei späteren Ausgaben einschließlich der Landpost-Por­tomarken sind gut zentrierte Stücke keine Mas­senware. Auch deshalb lohnt ein Blick auf das Altbaden-Angebot bei Aix-Phila, denn die Einzel­lose sind durchweg in guter bis sehr guter Er­hal­tung. Das Glei­che gilt für die Ab­stem­pelungen, die meist sauber sind und die komplette Nummer bzw. Ort und Datum erkennen lassen. Der Samm­ler hat das Material extrem qualitätsbewusst ausgesucht. Bemer­kens­wert ist, dass trotz dieses Anspruchs einige hundert Lose gegen Gebot oder mit Ausrufen zwischen 20 und 30 Euro angeboten werden.

Alleine die erste badische Marke ist mit ihren beiden Farbnuancen 40 Mal einzeln, in kleinen Ein­heiten oder auf Brief vertreten. Herausragend sind hier eine MiNr. 1 a auf kleinem Briefstück mit Stempel „389“ von Engen (200 Euro) und eine MiNr. 1 b vom Unterrand mit zentrischen Stem­pel „18“ von Bretten (150 Euro). Ganz offensichtlich genügte dem Sammler nicht ein einziges Exem­plar jeder Katalognummern, sondern es wurden immer wieder Stücke mit anderen Stempeln hinzugenommen. Dieses Schema zieht sich durch alle Ausgaben. Selbst die in ge­stempelter Erhaltung höherwertigen Marken wie die MiNrn. 16, 21 oder die Landpost-Portomarken MiNrn. 1 und 3 sind in größerer Auswahl zu finden.

Natürlich gibt es auch herausragende Marken. Dazu gehört ein waagerechtes Zwi­schenstegpaar der 3 Kreuzer auf gelb (MiNr. 2 b ZW) mit Plattenfehler „gestauchte Ek-ken“ und Stem­pel „133“ von Sinsheim sowie schwarzem Federzug auf der rechten Marke, das mit 1500 Euro startet. Von der silbergrauen 1-Kreuzer-Marke von 1862 (MiNr. 13 b) findet sich ein einwandfreies Exemplar mit Zweizeiler von Bretten (2000 Euro). Mit 5000 Eu­ro angesetzt ist das sogenannte Sto­ckach-Provisorium (MiNr. 18 U) mit fast zentrischem Zweikreis-Stempel von Sto­ckach. Topstücke enthält auch die Ab­teilung mit den Landpost-Porto­mar­ken. Dazu gehört eine 12 Kreuzer (Mi­Nr. 3 x) mit Zweikreis-Stempel von Walds­hut. Mindestens 4000 Euro werden für die Baden-Seltenheit verlangt. Eine diagonale Halbierung dieser Marke auf Nachnahme-Brief aus Säckingen, die mit „ex Rothschild“ eine prominente Provenienz hat, geht mit 6000 Euro ins Rennen. Eine waagerechte Halbierung (untere Hälfte) derselben Marke, ebenfalls auf Nachnahme-Brief aus Säckin­gen, wird zum gleichen Schätzpreis aus­gerufen.

Übrigens wurden alle besseren Stücke aktuell nachgeprüft. Dabei zeigte sich anhand der vorliegenden Alt-Atteste, dass der Sammler Anfang der 1980er Jahre seine Leidenschaft beendet ha­ben muss.

Internet: www.aixphila.de