Deutschland von Klassik bis Moderne gesucht

(rf/pcp) In der 173. Versteigerung des Auk­tionshauses Dr. Reinhard Fischer in Bonn am 13. und 14. März 2020 wurden viele au­ßergewöhnliche Zuschläge erreicht!
Vielleicht war diese Auktion die letzte öf-fentliche Brief­mar­ken­auktion in Deutsch­land für längere Zeit. Schon am Montag dar­auf waren alle öf­fentlichen Veranstal­tungen nicht mehr er­laubt. So fand die Auktion vor überra­schend zahlreich er­schie­nenem Saal­pu­blikum mit Sicher­heitsab­stand zwi­schen den Bietern und bereitgestelltem Des­infektionsmittel statt. Vor diesem Hinter­grund freute sich Dr. Fischer über eine sehr erfolgreiche Auktion. Auch der nach der Versteigerung stattgefundene Nach­verkauf mit einer sehr hohen Nachfrage zeigte, dass die Corona-Krise den Markt für Briefmar­ken und Münzen deutlich belebt hat. Offen­sichtlich kümmern sich viele Sammler, die er­zwungen zu Hause blei­ben müssen, wieder oder verstärkt um ihre Sammlung.

Für 3000 Euro wurde diese „Zweiländer-Nachsendefrankatur“ Altdeutsch­lands bei Dr. Fischer verkauft.

Eine ebenso dekorative wie ungewöhnliche „Zweiländer-Nachsendefrankatur“ von Alt­deutschland wurde für 3000 Euro verkauft: 1856 wurde ein 3-Sgr.-Ganzsachenum­schlag Preußens nach Dresden im König­reich Sachsen versandt. Da die Emp­fän­gerin zwischenzeitlich nach Bayern abgereist war, wurde das Poststück mit ei­ner sächsischen 3-Ngr.-Marke versehen und nach Bad Reichenhall nachgesandt.

Anhaltend sehr ge­fragt waren postfri­sche Werte Altdeutsch­lands, insbesondere Bayerns. Die Ausrufe wurden oft um das Drei- bis Vier­fache gesteigert. Neben den populären „Qua­drat­aus­gaben“ waren auch Werte der Wap­pen­ausgabe ge­sucht. So kletterte eine postfri­sche Bayern MiNr. 22 Xa von 60 Euro Ausruf auf 210 Euro und erreichte so fast ihre Mi­chel-Notie­rung.

In perfekter postfrischer Erhaltung fiel der Ham­mer für eine ½ Groschen „Kleiner Brustschild“ des Deutschen Reiches erst bei 3650 (3000) Euro. Aber auch die kleinen Besonderheiten waren teils hart umkämpft: Eine postfrische 6 Rpf Daimler in der guten b-Farbe (MiNr. 604 b) wurde für 75 Euro (MICHEL 85 Euro!) zugeschlagen, eine ge­stempelte MiNr. 873 mit seltener senk­rech­ter Gummiriffelung vervierfachte ihren Schätz­preis von 60 auf 240 Euro, und eine postfrische MiNr. 907 mit dem Plattenfehler V wurde erst bei 130 (40) Euro zugeschlagen.

Die in einem Sonderteil detaillierte Samm­lung „Sitavia“ zeigte die andauernde Be­liebtheit postfrischer Werte der Deut­schen Kolonien und Auslandspostämter. Eine Viel­zahl an Bietern führte zu hohen Zuschlägen. So erzielte die „Berliner Urdruck­ausgabe“ der MiNr. 1 Ia/4 IU der Marschall-Inseln, die nur zu Handels­zwe­cken des Reichspostmi­nis­teriums hergestellt wurde, 2400 Euro. Ei­ne der gebraucht seltensten Werte der Saar­philatelie, die 5 F. auf 20 Pf des „Ur­druck­satzes“ (MiNr. 232 I), wurde in tadelloser Erhaltung für 2500 Euro verkauft. Ein ebensolcher Zuschlag wurde für eine Feld­post-Zulassungsmarke der Insel Kreta mit kopfstehendem Aufdruck (MiNr. 7A K) verzeichnet. Anhand der vollständig erhaltenen Brief­vorderseite lässt sich belegen, dass es sich hierbei um die einzig bekannte bedarfsgebrauchte Marke mit der markanten Abart handelt.

Ein spektakulärer portogerechter Brief mit einem Unterrandpaar der 15 Pf Posthorn mit Hausauftragsnummer und anderen Werten in Mischfrankatur wurde für 3000 Euro ver­kauft. Für die erste Blockausgabe Frank­reichs zur Briefmarkenausstellung 1925 in postfrischer Erhaltung wurden 950 (700) Euro erzielt.

Internet: www.reinhardfischerauktionen.de