Reges deutsches Siedlungswesen im galizischen Kolomea

„Zu dem Artikel von Dr. Axel Eska ‚Frankaturen mit Werten der Dauerserie Hindenburg (VII)’ in der DBR 4/21 lässt sich noch im Bezug auf den Brief an die Evgl. Gemeinde in Kolomea vom 7.12.39 ergänzend sagen, dass es bis zum Zeitpunkt der Briefabfassung nennenswerte deutsche Sied­lungskolonien in und um die Stadt herum seit dem Beginn des 19. Jhs. gab, katholische wie evangelische”, schreibt unser Leser Klaus-Dieter Bulke. „Letztere hatten im ländlich geprägten Stadtteil Baginsberg nicht nur eine eigene Kirche, sondern auch eine eigene Volksschule, Kindergarten und ein sogenanntes Deutsches Haus. Einer ihrer Seelsorger, Max Weidenauer, † 1937, stammte aus dem Erzgebirge und wurde als ‚der Heilige von Kolomea’ verehrt. Die Vorfahren der evgl. Kolonisten kamen vor allem aus der Pfalz, in deren Tradition die Gemeinde bis zu ihrer Auflösung lebte. Nach der sowjetischen Einnahme der Stadt erfolgte entsprechend der deutsch-sowjetischen Vereinbarung schon wenig später im Herbst 1939 der zweisprachig abgefasste Aufruf an die deutschstämmige Bevölkerung zwecks Registrierung zur Umsiedlung auf freiwilliger Basis in den dafür eingerichteten Meldelokalen. Die Umsiedlung erfolgte überwiegend per Bahn, andere zogen es vor, bei Eis und Schnee in langen Trecks die Auffanglager bei Lodsch u. a. zu erreichen. Über 55 000 verließen damals ihre galizische Heimat. Vermutlich wusste man in Moskau, dass die weitaus meisten Deutschen dem Aufruf gefolgt sind oder noch folgen, und man hat darum den Brief nach Sachsen zurückgehen lassen. Die Informationen zu Kolomea habe ich dem Heimatbuch der Galiziendeutschen entnommen.”