Untersuchungen zu Farbunterschieden

Abbildung 1

Unser Leser Tobias Hamberger hat die in unserer April- und Mai-Ausgabe in dieser Rubrik gemeldeten Farbunter­schiede aktueller Marken­ausgaben nä­her untersucht:

In der DBR 5/23 (Seite 8) wies ein Leser darauf hin, dass bei der 50-Cent-Marke „Schmetterlingsbrief“ die nassklebende Rollenmarke eine andere Farbgebung als die Bogenmarke hat. Zunächst ist anzumerken, dass die Bogenmarke von der Druckerei Enschede und die Rollen­marke von der Bundesdruckerei ist. Ins­besondere bei den „Welt der Briefe”-Marken gibt es druckereispezifische Eigenheiten, mit denen sich auch verschiedene Arbeitskreise im BDPh be­schäftigen (z. B. der Arbeitskreis Mar­kenheftchen e. V., dessen kostenfreier Newsletter unter akmh.de/newsletter-archiv.html erreichbar ist). Sehr deutlich ist das zu sehen bei den Raster­winkeln der Farben Cyan und Magen­ta, welche man zum Teil bereits mit ei­ner guten Lupe erkennen kann (Ab­bil­dung 1).

Für eine detaillierte Untersuchung bietet sich die Verwendung eines USB-Mikroskopes an, mit dem auch diese Aufnahmen erstellt wurden. Unter­schied­liche Rasterwinkel allein sind noch kei­ne Erklärung für die beobachteten Farb­unterschiede. Jedoch fällt auf, dass beim Raster der Bundes­dru­ckerei mehr blaue Farbpunkte für sich allein, d. h. mit nur wenig Überschei­dungen mit anderen Farbpunkten, abgebildet sind, während es bei En­schede mehr Über­schei­dungen mit den Magenta-Farbpunkten (welche dort auch kräftiger sind) gibt. Dies kann eine Erklärung sein, warum der Hintergrundfarbton bei den Bun­des­druckerei-Marken bläulich wirkt und bei Enschede eher gräulich-violett.

Noch überraschender war die Meldung aus der DBR 4/23 (Seite 8), wonach es bei der MiNr. 3750 („Hans im Glück“) Farbunterschiede zwischen der selbstklebenden Marke aus der Markenbox und aus dem Markenset gibt, obwohl beide aus derselben Druckerei kommen und somit gleiche Rasterwinkel haben. Und angeblich wurde dieser Farbunter­schied von Postbediensteten genutzt, um diese Marken jeweils mit dem passenden Erstverwendungs­stempel abzuschlagen.

Dieser Sachverhalt wurde auch auf philaseiten.de untersucht (Thema Bund: Mi-Nr.3750 – 85 Cent Hans im Glück „Farbunterschiede“ – philaseiten.de/ thema/18163). Selbst mit Verwendung eines USB-Mikroskops war aber hier sehr viel Sachverstand (der dortige The­menersteller hat eine starke Expertise in der Druckbranche) nötig, um das Er­gebnis richtig zu interpretieren: So spielt neben der relativen Lage der unterschiedlichen Farbraster auch die regulierbare Farbmenge eine Rolle. Für die durchaus komplexen Details sei auf dieses Forum verwiesen.

Bei diesem Vergleich darf man sich nicht auf die Bilder von einer einzigen Marke verlassen: Denn zum einen gibt es auch Farbtonvariationen innerhalb der Mar­kenset-Marken. Deshalb ist fraglich, ob Markenset und Markenbox wirklich allein aufgrund der Farbtöne zuverlässig unterscheidbar sind. Zuverlässiger wäre die Unterscheidung der Produkt­art aufgrund des Matrixcodes, was mit geschultem Auge auch ohne App geht.

Zum anderen könnten bei einer untersuchten Marke Druckzufälligkeiten vorliegen, womit diese Marke natürlich nicht repräsentativ für alle Marken ist.

Abbildung 2

Zum Schluss sei hier noch eine „Hans im Glück“-Marke aus der Markenbox vorgestellt, bei denen mir eine regelrechte Häufung von Druckzufällig­kei­ten auffiel. Am rechten Rand der schwar­zen Baumkrone ist ein deutlicher Druck­ausfall der Farbe Schwarz zu erkennen (Abbildung 2).

Abbildung 3

Ferner erkennt man auf derselben Marke eine deutliche Passerverschie­bung der Farbe Blau, dokumentiert mittels Bildausschnitt der Halspartie. Die roten Farbpixel bei dieser Marke haben jeweils ein „Echo“, d. h. es gibt zu jedem Farbpixel einen etwas schwächeren „Zwillingspixel“ direkt darunter (Abbildung 3).

Meine Frage an die Leser ist, ob diese insbesondere bei Markenbox-Marken ähnliche Druckzufälligkeiten beobachten konnten. Ich selbst verfüge über keine ganze Rolle. Sofern dies öfter auftritt, wäre damit zu rechnen, dass dies innerhalb einer Rolle periodisch ge­schieht. Kontakt: tobias.hamberger@web.de.